Heute möchte ich mit euch über das Stress bei Pferden sprechen.
Was kann Stress auslösen und wie kann ich Stress bei meinem Pferd feststellen?
Dieser Artikel hat das Ziel, ein bisschen zu sensibilisieren und seid versichert, es gibt sicherlich noch einige weitere Stressoren als diejenigen, die ich hier beschreiben werde. Und vielleicht klingt es auch für dich sehr schwarz-weiß. Das darf es :-).
Schauen wir mal rein in ein Pferdeleben.
Da gibt es aus meiner Sicht drei ganz wesentliche Punkte: Ein Pferd ist ein Bewegungs-/ Gewohnheits-/ und Herdentier.
Es ist für die Bewegung gemacht und läuft in der freien Natur viiiiiele Kilometer, um sich mit seiner Herde zu bewegen und um an Fress-/ und Trinkplätze zu gelangen. Der Stoffwechsel des Pferdes braucht Bewegung, damit er seinen Job tun kann. Ein Pferd, was 23,5 h am Tag in einer Box steht und sich maximal um sich selbst drehen kann, fehlt diese Bewegung und der Stoffwechsel kommt in Zugzwang und bekommt Stress. Auch dann, wenn ich das Tier einmal am Tag raushole, sattle und wohl gemeint für Bewegung sorge.
Hier kann es sich häufig nicht frei entfalten und kann keine Verspannungen loswerden, was es durch freies laufen, buckeln und wälzen durchaus ein bisschen könnte (denn im Zweifelsfall verspanne ich als Reiter das Tier noch zusätzlich). Nicht selten haben wir Menschen auch in diesen 30 Minuten Erwartungen an das Tier, welche es zu erfüllen hat und es bekommt somit Stress.
Ich stelle mir dann immer gerne vor, wie mir es gehen würde, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen würde und ich lediglich vom Stuhl aufstehen und einen Schritt zur Seite machen könnte. Und das 23,5 h am Tag. Es ist eine bedrückende Vorstellung. Und 30 Minuten lang sagt mir dann noch jemand anderes, wie ich mich bewegen soll. Puh, da machen die Muskeln und Psyche direkt zu.
Also eine kleine Runde reiten und zurück in den Stall. Der Mensch muss weiter, denn er hat selbst Stress- Pferde fühlen uns, sie wollen, dass es uns gut geht und wollen es uns doch immer Recht machen. Also spürt mein Pferd den Stress und versucht mir da gar etwas abzunehmen. Peng. Nächster Faktor Stress. Und das ist ein ganz großer.
Im Stall zurück erwartet das Pferd, egal ob in der Box, auf dem Paddock oder im Offenstall pferdische Kolleginnen und Kollegen. Steht es in einer Box oder Paddockbox, so kann es grantigen PferdenachbarInnen nicht ausweichen. Wird möglicherweise von links und rechts den lieben langen Tag angegangen und kann dem nicht aus dem Weg gehen. Stress. Lebt es in einer Herde, die wir Menschen einfach so zusammen gewürfelt haben, kann es gut passieren, dass sich die Tiere nicht verstehen. Stress und das, obwohl ja mehr Bewegungsspielraum gegeben ist.
Heu wird rationiert und nur in Mahlzeiten angeboten, die Tiere und deren Stoffwechsel haben eines: Stress. Wohl gemeint wird ordentlich zugefüttert in Form von Kraftfutter und Saftfutter, da es sonst nicht reicht....- der Organismus bekommt Stress. Es gibt zu wenige Futterplätze und Raumangebot, die Tiere bekommen Stress.
Pferde finden keinen Platz, um sich in Ruhe hinzulegen, das ist purer Stress.
Pferde schließen enge Freundschaften mit anderen Pferden, den Menschen passt der Stall nicht mehr, da die Wasserleitung im Winter zu friert und sie ziehen um in einen neuen Stall. Das Pferd ist traurig. Es hat Stress. Neue Pferde kommen in die Herde, Neuordnung der Herde bedeutet Stress. Jede Veränderung kann Stress bedeuten. Jede Fahrt raus aus der gewohnten Umgebung. Jede Trennung von den Pferdefreunden bedeutet Stress.
Der Tierarzt und Hufschmied kommen, auch das kann Stress bedeuten. Die Wurmkur wird verabreicht, der Organismus hat Stress.
Ich möchte mit meinem Pferd auf Turniere gehen und es will das gar nicht und kann dem Druck nicht stand halten: es hat Stress. Mein Tier und ich verstehen einander nicht- das ist wirklich Stress. Das Pferd teilt sich mir eine zeitlang mit- ich kann es nicht verstehen, ordne es permanent unter, es hört mit der Zeit auf zu sprechen. Großer Stress.
Puh, ich spüre viel Druck auf der Brust, wenn ich das schreibe.
Denn es ist so viel, an was wir denken dürfen und sollten. Wir alle versuchen jeden Tag unser Bestes mit unseren Tieren. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir alle lernen können. Wir können unser Wissen erweitern und lernen, den Tieren zuzuhören. Sie teilen sich uns mit, wenn wir dafür offen sind und offen werden. Wir dürfen verstehen, was ihre Bedürfnisse sind, als Pferd und als Freund. Wir dürfen gemeinsam wachsen. Jeden Tag. Und jeden Tag kannst auch du dich hinterfragen, wo denn das Mobile außer Balance bekommen ist.
Stress kann so viele Krankheiten auslösen. Von Magengeschwüren, Entgiftungsstörungen, Darmerkrankungen, Herz-Kreislauf Erkrankungen, über Nierenschäden, Stereotypien, Depressionen, Hormonstörungen.....
Es ist eine riesen Welle.
Ich unterstütze euch gerne darin, hin zu schauen. Denn das ist das, was wir können. Und aus meiner Sicht unseren Pferden mehr als schuldig sind.