Das NEIN der Tiere und wie Tiere mitsprechen

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus. Ja, ja und nochmals ja, Tiere haben aus meiner Sicht alles Recht der Welt, NEIN zu sagen!!!

 

Und ich bin von Herzen froh, wenn sie das tun und mitsprechen.

 

Ich treffe auf meiner Behandlungsreise und meinem sonstigen Leben Tiere, die sehr still sind. Sich kaum mitteilen, die tief in sich drin verschwunden sind. Die kaum Fragen stellen, da sie keine Antworten erwarten. Die sich dem hingeben, was passiert. Die das tun, was von ihnen erwartet wird. Sie funktionieren vielmehr und haben sehr häufig ihren Glanz verloren, den Glanz der Stärke, den Stolz, den Mut, die Neugierde und liebevolle Verbundenheit zu anderen Lebewesen.

 

 

So kommen sie jedoch nicht auf die Welt.

 

 

Natürlich treffen wir auch Tiere, die beispielsweise bereits in ihrem Welpenwurf das kleinste Tier sind und so vielleicht etwas benachteiligt werden. Da finden wir dann möglicherweise schon ein großes Kämpferherz, einen kleinen Überlebenskämpfer. Ein cleveres Mädel, was strategisch agiert, um Dinge zu erreichen. Wer weiß.

 

Meistens haben jedoch wir die Finger im Spiel. Wir Menschen. Und ich unterstelle keinem Menschen eine böse Absicht. Wir agieren stets nach bestem Wissen und hoffentlich Gewissen. Jede Mensch-Tierbeziehung ist einzigartig. Und wir Menschen versuchen, uns gut um unser Tier zu kümmern, mit unserem Tier "klar" zu kommen, es gut zu versorgen..... usw. 

Doch manche von uns haben dann sich daraus ergebende Erwartungen an das Tier: Wenn ich so zu dir bin, dann sei du auch so zu mir....

 

Oft bleiben wir aus meiner Sicht auf der Ebene des Funktionierens stehen. Erwarten vom Tier, ob Pferd, Hund, Katze, welchem Lebewesen auch immer, dass es das macht, was wir wollen.

 

Der Hund hat zum Gassi mit zu gehen, ob er will oder nicht.

Hat an meiner Leckerlibeutelhand (gibt es diesen Begriff überhaupt?) zu hängen mit der Nase, ob er will oder nicht, hat Fuß zu laufen, ob es sinnvoll aus seiner Sicht ist oder nicht. Hat im Hundekindergarten mit anderen Hunden zu spielen, die er sich sonst nie ausgesucht hätte als Freunde.

Die Katze ist so weich, sie darf geschmust werden, ob sie schläft oder nicht. Sie ist dazu da, gekuschelt zu werden und will das doch auch. Ein nein wird nicht gehört.

Das Pferd hat zu laufen, wenn ich das sage, in den Stall hinein zu gehen, wenn ich fertig bin mit ihm zu arbeiten. 

Es hat meinen Weg zu gehen auf dem Spaziergang, das Tempo, das ich erwarte und mit der Begleitung, die ich für richtig erachte. 

Es hat nicht NEIN zu sagen, darf nicht stehen bleiben, darf sich nicht gegen das stellen, was ich mir vorstelle. Denn sonst passiert was ganz Erstaunliches- und das war aus meiner Sicht bereits davor die Ganze Zeit ganz deutlich da:

 

Ich bekomme Angst, Angst vor Kontrollverlust.

 

Angst davor, dass mir Pferd, Hund, Katze nicht mehr folgen. Ich die Situation nicht mehr im Griff habe.

Dass das Pferd und der Hund ihre eigenen Wege gehen....

Glauben wir denn wirklich, dass uns unsere Tiere mehr folgen werden, wenn wir ihnen die Ganze Zeit verbieten, sich zu äußern?

Wenn wir sie stumpf machen und dafür mit Leckerlies belohnen?

Wollen wir Lebewesen an unserer Seite, die nur machen, was wir wollen?

 

Wollen wir so auch sein in unserem Leben? Wollen wir nur das machen, was andere von uns erwarten? 

 

Aus meiner Sicht spiegelt das Verhalten, was wir an unseren Tieren zeigen und im wahrsten Sinne des Wortes ausleben, unser Leben wieder. Unsere Tiere, sprechen sie denn noch mit uns, zeigen uns auf, wo wir eigentlich hin schauen sollten und dürfen.

 

Ein Beispiel aus meinem Leben. Meine Pferde sind - und ich bin so unendlich froh darüber- fern von jeglicher Funktion. Und ja, liebe Leute, natürlich ist das manches mal anstrengend :-). 

Sie sprechen und ich bin auch manches mal taub, sie bleiben dann dran, bis ich sie höre.

Wenn wir also beispielsweise von einem gemeinsamen Ausflug nach Hause kommen, dann gehen sie nicht gleich in den Stall. Und zwar so lange nicht, bis wir nicht gemeinsam noch den Ausflug gefeiert haben. Und das kann durch ein intensives dankbares Fellpflegen, ein Gespräch oder ein Picknick sein. Ein Stehen im Hof, ein erden. Ein "wir sind in unserer Welt und das Außen kann uns nicht beeinflussen!". Sie haben das begonnen, weil sie gemerkt haben, dass ich die eine oder andere Situation meiden wollte. Jetzt lieber schnell rein. Und sie sagen mir, das ich hier hinschauen soll. Sie machen das, um mir zu zeigen, wie wir gemeinsam wachsen können.

 

Würde ich das NEIN nicht hören, würde ich diese weisen Lebewesen nicht hören. Würde ich stehen bleiben, auf dem Punkt auf dem ich stehe. Klar, dafür könnte ich mich auch entscheiden. Ist aber nicht mein Weg.

Ich habe für mich entschieden, ein Leben mit meinen Tieren zu führen, was auf Partnerschaft basiert. Auf Freundschaft, Austausch, Liebe und Vertrauen. Und ja, auch ich habe einen Kontrollanteil in mir, den ich nicht von heute auf morgen ablegen kann und auch nicht muss. Aber ein bewusstes hinschauen ist Teil der Reise. Wann kontrolliere ich und warum? Wovor habe ich Angst?

 

Ich vertraue meinen Tieren und unser gegenseitiges Vertrauen wächst jeden Tag. Und dazu gehört es auch, dass wir alle NEIN sagen dürfen, JA und auch VIELLEICHT. Auch bin ich mir sicher, dass jedes Eurer Tiere Euch viele schöne Wachstumsaufgaben für Euch mitbringt und seinen ganz eigenen Charakter hat. Es gibt Tiere, die nicht ins "Schema" passen. Die trotz des 5. Hundetrainers noch immer nicht "funktionieren". Die obwohl die vermeintlich"besten" Pferdeleute mit ihnen gearbeitet haben sich noch immer losreißen.

 

Eure Chance ist es, hin zu hören, was die Tiere sagen. Denn seid dankbar, diese Tiere haben nicht aufgehört zu sprechen, sie sprechen, sagen ihre Meinung. Manchmal leise und manches mal unendlich laut. Da sie Euch als Menschen nicht aufgeben wollen. Sie haben den Glauben an Euch Menschen nicht verloren. Sie glauben daran, dass ihnen zugehört werden wird.

 

Ich unterstütze Euch gerne beim hinhören.